Riklins Stubenfliege kommt an die Universität St. Gallen (HSG). Das „Ungeziefer“ namens Erika, die 2012 mit einem offiziellen Flugticket der Lufthansa in den Wellnessurlaub flog, wird in die hochklassige HSG-Kunstsammlung aufgenommen – prominent zwischen Arbeiten von Tàpies, Richter oder Signer.
Hinter diesem Werk stecken die Konzeptkünstler Frank und Patrik Riklin vom St. Galler Atelier für Sonderaufgaben, die vor zwei Jahren mit der Kunstaktion «Fliegen retten in Deppendorf» für Schlagzeilen sorgten und dabei einen unvergleichlichen Unternehmenswandel eines Biozidherstellers auslösten. Das Kunstwerk wird an die HSG gestiftet. Morgen Dienstag, 16. Dezember, 10 Uhr, stellen die Riklin-Brüder ihr Werk vor. Anschliessend wird im Boden ein Loch für die Einsetzung des Insekts ausgehoben. Die offizielle Einweihung des Kunstwerks findet im Februar 2015 statt.
Die HSG-Kunstkommission entschied sich für das Werk der Riklins. Doch was hat eine Fliege an einer Wirtschafts-Uni verloren? „Uns überzeugte die Geschichte hinter dem Kunstwerk“, so Yvette Sánchez, Professorin für Hispanische Kultur und Literatur und Präsidentin der HSG-Kunstkommission.
Insektenbekämpfer stiftet Kunstwerk
Das Kunstwerk der Riklins wurde vom deutschen Biozidhersteller und HSG-Alumnus Dr. Hans-Dietrich Reckhaus erworben und an die HSG-Kunstsammlung gestiftet. Er ist auch der Mann, der 2011 das Atelier für Sonderaufgaben von Frank und Patrik Riklin beauftragte, eine seiner Fliegenfallen zu bewerben.
Die Riklin-Brüder wären nicht die Riklins, wenn bei ihnen nicht das Wesen der Kunst regieren würde. Mit der Aktion „Fliegen retten in Deppendorf“ haben sie Dr. Hans-Dietrich Reckhaus zu einem radikalen Unternehmenswandel angestiftet. Vom Saulus zum Paulus. Für ihn ist Erika nun das Symbol des Umdenkens. „Mein Leben hat sich komplett verändert“, so der Unternehmer. Er liess die Kunst in sein Haus und ist dabei, seine Firma neu zu erfinden. „Die Kunst der Riklins obsiegte.“
Wie viel Wert hat die Fliege Erika?
Gemäss Frank und Patrik Riklin steht der Wert der Fliege Erika für den Sinneswandel von Dr. Reckhaus. Wenn Erika einen monetären Wert hätte, wäre dieser bereits exakt so hoch, wie das Unternehmen für Biozide bisher in die riklinsche Strategie der Rettung von Insekten investiert hat kund in Zukunft investieren wird. „Erika steht für die Symbiose von Kunst und Wirtschaft“, so die Riklins. Deshalb sei die HSG der beste Standort für die Fliege. „Ein Symbol für ethisches Denken und Handeln im ökonomischen Umfeld.“
Fliege wird im Boden eingelassen
Kein Aufwand ist zu viel, wenn es um Erika geht. Für die wohl bekannteste und teuerste Fliege der Welt wird der Boden im Erdgeschoss des Hauptgebäudes aufgerissen, um ihr eine Ruhestätte in Form eines Glas-Sarkophags zu bauen. „Das Insekt soll sich wortwörtlich in den Weg der Gesellschaft stellen und den Diskurs über den Wert einer Fliege provozieren, indem das zwiespältige Verhältnis zwischen Mensch und Insekt thematisiert wird“, so die Riklins.
Aushub für Glas-Sarkophag
Die Umsetzung und Vorbereitung für den Glas-Sarkophag findet morgen Dienstag, 16. Dezember, um 10 Uhr im Erdgeschoss des Hauptgebäudes (01) statt. Hierfür wird der Boden im Durchgangsbereich zwischen dem neuen und alten Gebäude der Universität St. Gallen aufgerissen. Die Künstler Frank und Patrik Riklin sowie der Biozidhersteller und Stifter des Kunstwerks Dr. Hans-Dietrich Reckhaus sind anwesend und stellen das Kunstwerk vor.
Baustelle wird zur temporären Ausstellung
Nach dem Aushub wird die Baustelle zu einer temporären Ausstellung, bis das eigentliche Kunstwerk mit der präparierten Fliege feierlich eingelegt wird. Das Loch wird mit dem Beschrieb „Hier wird demnächst Erikas lebloser Körper eingelassen“ versehen.
Filmtrailer
Gleichzeitig installieren Frank und Patrik Riklin morgen Vormittag neben dem Loch einen Filmtrailer (3:12min.) an der Wand, der in die ganze Geschichte zum Kunstwerk einführt.
Offizielle Einweihung im Februar
Die offizielle Einweihung der Fliege Erika wird im Februar 2015 stattfinden. Die Einlassung und Versiegelung im Boden findet live vor Ort statt. Das genaue Datum und Informationen zum Ablauf der Einweihung folgen später.
Hinweis an die Redaktion
Für Rückfragen stehen zur Verfügung:
Prof. Dr. Yvette Sánchez, Präsidentin HSG-Kunstkommission, yvette.sanchez@unisg.ch
Tel 071 224 25 66 oder 079 657 53 04 (Mo nur bis 1430 erreichbar)
Frank und Patrik Riklin, Atelier für Sonderaufgaben, info@sonderaufgaben.ch
Tel 071 222 10 90 oder 078 760 35 96
Pressebilder und Filmtrailer
Falls Sie Interesse an Pressebildern haben, so finden Sie im Anhang eine Auswahl, die Ihnen kostenlos zur Verfügung steht. Weitere kostenlose Bilder inkl. Filmtrailer finden Sie unter folgendem Dropbox-Link.
Weitere Informationen unter:
Facebook, www.fliegenretten.de, www.sonderaufgaben.ch
Rückblick für den schnellen Leser
Was ist „Fliegen retten in Deppendorf“
„Fliegen retten in Deppendorf“ ist eine vermeintlich absurde Kunstaktion zwischen Kunst, Wirtschaft und Natur. Ein „gelebter Kafka“, so die Riklin-Brüder. Sie hat das Ziel, einen Diskurs über den Wert einer Fliege auszulösen, indem das zwiespältige Verhältnis zwischen Mensch und Insekt thematisiert wird.
Was bisher geschah
Die weltweit erste kollektive Fliegenrettung fand am 1. September 2012 mit der Bevölkerung von Deppendorf statt. Ein Dorffest führte zum kuriosen Höhepunkt: Eine der geretteten Fliegen flog für drei Tage in ein Wellnesshotel. Insgesamt wurden 902 Fliegen gerettet. Am 6. Oktober 2012 wurde in Deppendorf eine Gedenkstätte der Aktion errichtet. Mehr Infos unter www.fliegenretten.de
Wer steckt dahinter
Im Auftrag von Dr. Hans-Dietrich Reckhaus, Bielefelder Unternehmer für Insektenbekämpfungsmittel der Reckhaus GmbH & Co. KG, erfanden die St.Galler Konzeptkünstler Frank und Patrik Riklin vom Atelier für Sonderaufgaben (bekannt auch als Erfinder des ersten «Null Stern Hotel» der Welt) die Idee der Gegenbewegung und der Aktion: Fliegen retten statt töten.
Was ist daraus entstanden
Aus Kunst wurde Ernst – eine Innovation entstand: Das weltweit erste Gütesiegel INSECT RESPECT ® stebt eine ausgeglichene Bekämpfung an. Für die Anzahl Insekten, die mit einem Produkt bekämpft werden, wird eine Ausgleichsfläche für Insekten geschaffen. Im November 2014 wurde Dr. Hans-Dietrich Reckhaus beim Querdenker-Award 2014 in München zum „Vordenker des Jahres“ ausgezeichnet
Lebenslauf „Erika“
Stubenfliege (Musca domestica)
Ihr Leben:
- Geboren in Deppendorf (D), Woche 35 (2012)
- 1.9.12 Gerettet in Deppendorf (D)
- 2.9.12 Helikopterflug von Deppendorf nach Paderborn, anschliessend Flugreise nach Oberbayern
- 2. bis 5.9.12 Aufenthalt im Wellnesshotel Schloss Elmau (Oberbayern)
- 5.9.12 Rückkehr nach Deppendorf, Einzug auf dem Hof von Gundi Diering
- 26.9.12 Umzug in die Schweiz nach Herisau in eine Wohngemeinschaft mit Verwandten aus dem appenzellischen Wald
- 5.10.12 Gestorben in Herisau an den Folgen eines natürlichen Todes
- 6.10.12 Ernennung zur Ikone der Insektenwelt
- Februar 2015 Aufnahme in die HSG-Kunstsammlung der Universität St. Gallen